Bild
DEBA Employer Branding – Markas macht Inklusion zum Markenkern der Arbeitgebermarke

Wie Markas Inklusion lebt und so zur diversen Employer Brand wird.

Markas – Sieger des HERMES.Employer.Branding.Preis 2022 – hat das Recruiting auf den Kopf gestellt, wie genau verrät Geschäftsführerin Gerlinde Tröstl im Interview.

Diversity ist ein Megatrend im Employer Branding, Inklusion dagegen, vor allem wenn es um Menschen mit Behinderung geht,  weit weniger populär. Damit sich das ändert, hat der HERMES Wirtschafts.Preis in der Kategorie Employer Branding in diesem Jahr eine Initiative ausgezeichnet, die Inklusion zum Kern der Arbeitgebermarke macht. Österreich-Geschäftsführerin der österreichischen Markas Ges.m.b.H. Gerlinde Tröstl stellt das Siegerprojekt »Inklusives Arbeiten bei Markas« vor und erklärt, dass gelebte Inklusion die Arbeitgeberpositionierung ganz automatisch stärkt.

Menschen mit Behinderung auszuschließen, können wir uns nicht leisten.

Gerlinde Tröstl
Geschäftsführerin Markas Ges.m.b.H.

Frau Tröstl, Sie haben 2021 die Employer-Branding-Initiative »Inklusives Arbeiten bei Markas« mit dem Ziel ins Leben gerufen, mehr Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Was war und ist Ihre Motivation?

Tröstl / Ich hatte zunächst einen persönlichen Grund, das Thema Beschäftigung von Menschen mit Behinderung voranzubringen: Ich selbst habe einen behinderten Bruder. Daher begleitet mich das Thema seit ich denken kann. Aus unternehmerischer Perspektive bin ich aber auch der Meinung, dass wir eine soziale Verantwortung haben, uns für mehr Chancengerechtigkeit einzusetzen. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt, dass man ab 25 Mitarbeitenden einen Menschen mit Behinderung beschäftigen muss. Andernfalls werden Ausgleichszahlungen fällig. Wir sparen damit also auch ganz einfach Geld. Aus diesen persönlichen und betriebswirtschaftlichen Gründen habe ich 2021 in unserer HR-Abteilung eine Inklusionsbeauftragte ernannt.

Inspiriert dazu hat mich Martin Essl, ehemaliger Geschäftsführer der Baumax Gruppe, der in seinem Unternehmen die Order ausgegeben hat, dass in jedem Baumarkt mindestens ein Mitarbeiter mit Behinderung beschäftigt sein muss. Weil es wissenschaftlich erwiesen ist, dass diverse, inklusive Teams produktiver sind. Sie sind motivierter, loyaler und seltener krank.

Bild
DEBA Employerbranding | HERMES Award – Markas, Interview Gerlinde Troestl

Über Gerlinde Tröstl

Gerlinde Tröstl wurde in Lilienfeld in Österreich geboren und war nach ihrem »International Business Administration«-Studium in verschiedenen leitenden Positionen tätig. 2012 kam sie als Finanzleiterin zu Markas nach St. Pölten und übernahm zwei Jahre später die Geschäftsführung von Markas Österreich.

Seitdem zeigt nicht nur die Wachstumskurve des Unternehmens steil nach oben. Gerlinde Tröstl setzt sich auch persönlich für Chancengleichheit, Vielfalt und Integration bei Markas ein.

Das klingt, als hätte die Inklusion von Menschen mit Behinderungen nur Vorteile. Warum hat diese Strategie trotzdem bislang so wenige Nachahmer?Tröstl / Zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung halten sich hartnäckige Mythen. Zum Beispiel zum besonderen Kündigungsschutz von Angestellten mit Behinderung, der mittlerweile erst nach vier Jahren, nicht wie gehabt nach sechs Monaten greift. Das wissen viele nicht. Einige Unternehmen haben auch einfach Berührungsängste, was ich ein Stück weit sogar verstehen kann. Aber wir sehen in unserer Praxis, dass das Zusammenspiel von Menschen mit und Menschen ohne Behinderung reibungslos funktioniert.

Und auch unsere Kunden reagieren ausschließlich positiv. Deshalb sehen wir uns in einer Vorbild-Rolle. Der HERMES.Employer.Branding.Preis ist daher sehr wichtig für uns. Und ich hoffe, dass noch mehr Unternehmen beginnen, über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung nachzudenken, genauso wie sie darüber nachdenken, wie sie noch nachhaltiger und diverser werden können. All das sind Bausteine, die für mich zum nachhaltigen Wirtschaften dazugehören.

 

Welche Tipps geben Sie Unternehmen, die sich jetzt an das Thema Inklusion heranwagen?

Tröstl / Entscheidend ist, dass das Thema im Top-Management angesiedelt ist und dass die mittleren Management-Ebenen mit viel Sensibilisierung und Kommunikation mitgenommen werden. Wir haben früh erkannt, wie wichtig es ist, die Objektleiter:innen vor Ort zu schulen, zu begleiten und zu unterstützen. Sie müssen davon überzeugt sein, dass das eine Win-Win-Situation für sie ist. Aber der Schlüssel zum Erfolg war bei uns die Ernennung einer Inklusionsbeauftragten. Bis 2021 haben wir es quasi dem Zufall überlassen, Menschen mit Behinderung einzustellen. Durch unsere Inklusionsbeauftragte haben wir den Anteil seitdem mehr als verdoppelt: Zum 1. Januar 2021 haben bei uns in Österreich 15 Mitarbeiter:innen mit Behinderung gearbeitet – aktuell sind es fast 40.

 

Wie spielen Sie das Thema Inklusion im Employer Branding?

Tröstl / Inklusion war bei uns nie ein Mittel, um die Arbeitgebermarke zu stärken. Es war andersherum: Inklusion ist Teil unserer Unternehmenskultur, aus den beschriebenen persönlichen und betriebswirtschaftlichen Gründen. Dass das die Arbeitgebermarke stärkt, ist eine schöne und wichtige Konsequenz daraus. Aber es war nicht unsere Motivation.

Diversity und Inklusion in einer Nachhaltigkeitsstrategie zu verankern, halte ich für extrem relevant, um zukünftig authentisch als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Wir sind aktuell in einer Situation, in der wir in Österreich nahezu von Vollbeschäftigung sprechen. Das heißt, es gibt mehr Jobs als Arbeitskräfte. Eine Gruppe hier von vorneherein nicht anzusprechen und sich nicht als inklusiver Arbeitgeber zu positionieren, können wir uns gar nicht mehr leisten. Hierzulande leben 15 bis 18 Prozent Menschen mit Behinderung. Das ist ein riesiges Potenzial, das wir adressieren.

Danke für dieses Gespräch, Frau Tröstl.

 

Weiterführende Artikel

Zur Artikelübersicht