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DEBA Employerbranding – Magazin – Safe Space

Transformations-Kultur

Die Firma wird der Safe Space der Zukunft

An der Notwendigkeit zur Transformation gibt es keinen Zweifel, das spüren wir alle jeden Tag. Doch wohin transformieren wir uns eigentlich? Und vor allem: Was transformieren wir? Viel zu oft noch wird versucht, den einzelnen Menschen zu verändern. Das muss scheitern. Veränderung kann nur im Zusammenspiel gelingen. Die Firma muss »Safe Space« der Zukunft werden – zu dem Ort, an dem sich Menschen so frei fühlen, dass sie als »Kulturpflanzen« richtig aufblühen können.

»Raus aus der Komfortzone«

In Transformationsprozessen hört man diese Parole oft. »Raus aus der Komfortzone«. Eigentlich eine Unverschämtheit. Die pauschale Unterstellung an andere, sie würden nichts oder zu wenig tun. Und zugleich die Ankündigung, dass es in Zukunft ungemütlicher wird. Genug herumgelümmelt, jetzt wird geknechtet. Wer soll bei solchen Perspektiven eigentlich Lust auf Veränderung bekommen?

Im Employer Branding meinen viele, sie müssten erzählen (lassen) wie toll die Arbeit im Unternehmen ist, wieviel Spaß sie macht. Und dann kommt der erste Change, es ist »transformation time«, und die Leute sind ernüchtert. Fast wir früher in der Seefahrt, beim »Schanghaien«. Man redet die Leute besoffen, bis sie unterschreiben. Und sind sie erst mal an Bord, stellt sich schnell heraus, dass er Luxusdampfer erstaunlich viele Ruderplätze unter Deck hat. 11 Jahre halten es Beschäftigte in Deutschland durchschnittlich in Unternehmen aus. Wie viele Change-Prozesse sind das? Drei, vier? Wann haben die Leute genug?

 

Die Uhr tickt

Der Fachkräftemangel ist heute schon monströs, der Arbeitskräftemangel der Zukunft wird ihn bei Weitem übertreffen. Rund 13 Millionen Babyboomer gehen in den nächsten fünfzehn Jahren in Rente, fast ein Drittel aller Erwerbstätigen. Mit Glück können wir 9-10 Millionen davon ersetzen. Bedeutet aber auch, dass die Arbeit von 3-4 Millionen Meschen bleibt liegen. Alle Übrigen müssen sie mit erledigen – oder wir verlieren Wertschöpfung. In dieser Situation brauchen wir jeden einzelnen Menschen und können uns Abgänge – im wörtlichen Sinne - nicht leisten.

Mir kommt ein kurioses Bild in den Sinn: Das (meines Wissens) nicht existierende Computerspiel »HR-Simulator«. Über jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin wird ein kleiner Zeit- oder Energiebalken angezeigt. Wenn 11 Jahre aufgebraucht sind, verlässt der Mensch das Unternehmen. Der Personalchef hetzt von Stockwerk zu Stockwerk, sucht die Leute am jeweiligen Arbeitsplatz auf und muss mit Blumensträußen und kleinen oder größeren Geschenken ein wenig Verlängerung herausschinden. Beim falschen Geschenk sind die Leute gleich weg.

 

Transformation, aber richtig

Warum das Thema Transformation nicht einmal umdrehen und sagen: »Rein in die Komfortzone«? Ich meine das ganz ernst.

Nicht nur, dass ich denke, wir sollten Menschen bei der Arbeit eine bessere Perspektive als die Gegenwart geben. Ich bin auch der Meinung, dass die Notwendigkeit der Transformation sich nicht in erster Linie auf organisatorische oder gar administrative Fragen beziehen darf. Und schon gar nicht darauf, dass einzelne Menschen auf Anweisung plötzlich anders sein sollten, als sie es bislang waren.

Wenn wir Transformation richtig hinbekommen wollen, müssen wir sie als gemeinschaftlichen Prozess des Weiterdenkens begreifen. Wir müssen unser Mindset ändern. Aber eben nicht jeder und jede für sich alleine, sondern im offenen Abgleich unserer Erwartungen, und Ängste, unserer Interessen und Vorbehalte. So verstanden ist Transformation ein kulturbildender Prozess. Wir schärfen unseren Blick und unser Verständnis füreinander. Wir identifizieren unsere Gemeinsamkeiten, unsere Interessen und auch den Kontext (vgl. Purpose). Wir schaffen Identität! Darum geht es bei Transformation.

 

P. S. /// Vielleicht kennen Sie ja die Serie unserer Gedankenkarten. Ich will einen Gedanken ergänzen:
»Was, wenn die Arbeit die beste Routine meines Lebens ist?«

 

Headerbild: Monika Thoms, unsplash

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